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Rundbriefe der Kreisgruppe

Biotoppflege, Nisthilfen usw.

zuletzt aktualisiert: 14.04.2021


Unsere Vögel in Augsburg

Mauersegler, Dohlen, Turmfalken, Mehl- und Rauchschwalben und andere, unsere Gebäudebrüter sind Kulturfolger und seit Jahrhunderten in unseren Städten heimisch. Sie sind gesetzlich geschützt und nehmen dennoch deutlich im Bestand ab.
Hier spielt das Insektensterben eine Rolle, aber auch der Verlust an Brutgelegenheiten. Nach wie vor werden bei Baumaßnahmen Nester zerstört, bzw. unzugänglich gemacht, oft aus Unkenntnis. Wichtiges Ziel ist daher als erstes, durch bessere Information Kolonien zu erhalten und auch neue Niststandorte zu schaffen. Von besonderer Bedeutung sind Dachvorsprünge, Gaubenansätze und Gesimszeilen, in denen oft gut Nistmöglichkeiten geschaffen werden können.
Die Ortsgruppe war sich einig, dass sie im kommenden Jahr für Unterstützung bei der Kartierung - hier sind die Monate Juni-August wichtig - mobilisieren will, denn nur was man kennt, kann man auch schützen.

Information ist auch wichtig, um Kollisionsopfer an Glasflächen zu verhindern. Über 100 Mio. Vögel pro Jahr sterben an unseren Glasfassaden. Besonders gefährlich sind transparente Durchsichten, spiegelndes Glas, sehr großflächige Glasfenster, verglaste Ecken und Vorbauten und das besonders in der Nähe von Bäumen und Parks.
Große Glaswände, mit denen man die Verkehrslärmemissionen für die Anwohner mindern will, beispielsweise an der Roten-Tor-Umfahrung oder am neuen Wohngebiet an der Bahn im Bismarckviertel sind ein Problem für Vögel.
Viele Vögel sterben auch an verglasten Gebäudebrücken zwischen zwei mehrstöckigen Gebäuden oder an unseren verglasten Bus- und Tramhaltstellen, an gläsernen Windschutzwänden an Balkonen und Gärten.
Die Wirkung von speziellem Vogelschutzglas ist umstritten, aufgeklebte schwarze Vogel Silhouetten sind wirkungslos. Abhilfe kann dagegen eine Musterung am Glas schaffen. Die Streifen oder Pixel sollten maximal 10 cm Abstand haben, und zumindest 1 cm breit sein. Das Kollisionsrisiko kann durch gute Planung deutlich gesenkt werden, doch leider gibt es dazu keine Vollzugsrichtlinien und zu wenig Information bei den Baubehörden, Bauplanern und Bauherren.

Text: Christine Kamm, Vorsitzende der Ortsgruppe des BUND Naturschutz in Bayern e.V.


Mauersegler in der Jakober Vorstadt

Bericht: Günter Bretzel, Ortsgruppe Augsburg des BUND Naturschutz in Bayern e.V.

Seit 10 Jahren hat Augsburg eine Biodiversitätsstrategie, ein Papier, in dem zu blättern interessant ist, doch welche praktische Bedeutung haben diese Überlegungen erlangt?  In allen städtischen Ämtern sollte sie immer auf dem Schreibtisch liegen -  doch wer weiß überhaupt, was da drinsteht, z. B. unter "2.9 Gebäude"? Da ist beispielsweise die Rede von Sekundärlebensräumen -  für Mauersegler haben sie große Wichtigkeit. Und was weiß man in Augsburg überhaupt über diese Vögel, wie geht es ihnen hier, wie viele wohnen hier und finden sie genug Unterschlüpfe?

Ein Brief an die zuständigen städtischen Ämter ergab: Keine Erkenntnisse über Anzahl und Befinden der Vögel! Aus dieser Anfrage hat sich in Zusammenarbeit von Bund Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) ein Projekt entwickelt, das Daten über Mauersegler zusammentragen soll. Die Kartierung soll in möglichst vielen Stadtvierteln erfolgen, zum Beispiel auch in der nördlichen Jakober Vorstadt.

Sind überhaupt Mauersegler im Stadtviertel daheim? Diese Vögel sind sehr gesellig, sie sind immer zusammen in der Luft, 20 oder 30 Stück, aber oft sieht man stundenlang keinen einzigen -  sie sind unterwegs! Ehe es dämmerig wird, so um 9 Uhr abends im Juni oder Juli, da drehen sie noch ihre Runden über dem Stadtviertel, wenn dort ihre Brutplätze liegen.

Ihre Schar wird dann immer kleiner, immer mehr von ihnen verschwinden in ihre Nester.  Also erste Kartierungsvoraussetzung:  Sie müssen abends dort ihre Kreise ziehen! Wie findet man die Nistplätze dieser Vögel? Auf jeden Fall braucht man viel Zeit zur Dämmerstunde, denn um diese Zeit schlüpfen die Vögel in ihre Behausungen. Sie wohnen in Häusern mit mindestens zwei Stockwerken. Man sucht sich eine Straßenkreuzung, von der aus man wenigstens zwei Straßenzüge überblicken kann. Um 8 Uhr 45 sollte man dort stehen, den Kopf nach oben gereckt, auf Dauer durchaus schmerzhaft! Ja, und wenn man Glück hat, dann schlüpft ein Vogel in sein Nest, wenn man gerade hinguckt. Es kann auch geschehen, dass ein Vogel 4 oder 5 m über der Straße entlang fliegt und dann in die nächste Gasse abbiegt - dann weiß man, wo man am nächsten Abend zu stehen hat. Oder es kann einem auch geschehen, dass man auf seiner Beobachtungsposition -  Kopf nach oben gereckt -  plötzlich von irgendwoher streng gefragt wird: Was gibt`s denn da zu sehen?  "Mauersegler", ist dann natürlich das Losungswort und es löst dann vielleicht ein längeres freundliches Gespräch aus über diese Vögel, die seit Jahren von den Anwohnern beobachtet werden, vom Tag ihrer Ankunft Anfang Mai bis zu ihrer Abreise drei Monate später. Und man erfährt, dass dieses Pärchen heuer (wieder!) zwei Junge hatte.

So bekommt man langsam ein Bild der lokalen Mauerseglerpopulation. Zuletzt wurden acht Häuser gefunden, wo ein, zwei oder drei Einflüge von Vögeln beobachtet wurden, für zwölf Paare wurden so Nistplätze entdeckt. Der zeitliche Aufwand dafür:  23 Abende, je circa 40 Minuten!

Auf der nebenstehenden Stadtteilkarte sind die Häuser mit Nestern grün markiert, gelbe Punkte stehen für vergebliche Ausschau nach Mauerseglern!

Vor zwei Jahren sind im Alten Krankenhaus von LBV und BN Luxusappartements für Dohlen und Mauersegler installiert worden (s.u.), aber leider sind sie von den Vögeln bisher unentdeckt geblieben, obwohl die Mauersegler ganz nahe dort ihre Kreise ziehen!

Mauersegler sind einfach fantastische begeisternde Vögel, sie verbreiten immer gute Laune, wenn sie zusammen mit 10 oder 20 oder 30 Artgenossen mit lautem Geschrei unterwegs sind und gerade dieses Verhalten macht sie so sympathisch -  wie schön, dass sie sich in „Augschburg“ immer noch heimisch fühlen!


Vogelschutz mitten in der Stadt

AKTION - Nisthilfen für Gebäudebrüter

Die Anzahl der Gebäudebrüter nimmt in Deutschland stetig ab. Grund dafür ist neben dem sinkenden Nahrungsangebot vor allem der Verlust an Brutplätzen. 2010 wurde in Augsburg das Alte Hauptkrankenhaus umfassend saniert und durch diese Umbauten sind viele Nistmöglichkeiten verloren gegangen. Dr. Günter Bretzel hat die Not der Vögel erkannt und konnte die Kongregation der Barmherzigen Schwestern überzeugen, dass neue Brutmöglichkeiten durch das Anbringen von Nisthilfen geschaffen werden müssen. Die Kongregation stellte uns einen großzügigen Geldbetrag für die Aktion zur Verfügung und wir konnten loslegen.

Damit das Projekt optimal gelingt, konnten wir den Landesbund für Vogelschutz (LBV) als Kooperationspartner gewinnen. Bei einem Vor-Ort-Treffen wurde das Vorhaben im Detail besprochen und die Aufgaben verteilt - die BN-Ortsgruppe Augsburg kümmerte sich um den Bau der Mauersegler-Nistkästen und der LBV war für den Bau der Dohlen- und Turmfalkenkästen zuständig.

Endlich geht es los!

Den Bauplan und das technische Vorgehen haben wir (Günter Bretzel und Simone Büchl-Zimmermann) Anfang Juni 2016 besprochen. Am 24. Juni bauten wir dann in knapp 4 Stunden die geplanten Nisthilfen. Der Bau war unkompliziert, da wir in der professionell ausgestatteten Holzwerkstatt des Werkraumes im Martinipark gewerkelt haben.

Einbau der Kästen mit dem LBV zusammen

Am 20. Juli 2016 war es dann so weit - die Nisthilfen konnten im Dachstuhl montiert werden. Wir brachten unsere Nisthilfen (7) für die Mauersegler mit und Willi Behringer, Dietrich Peter und Wolfgang Zilling hatten die vom LBV vorbereiteten Kästen für die Dohlen (6) und für die Turmfalken (2) dabei.

Mit dem Aufzug und über eine Leiter transportierten wir gemeinsam die Kästen in den für den Einbau vorgesehenen Bereich des Dachstuhles. Da die Nisthilfen direkt im Anschluss an im Kniestock eingemauerten Lüftungsrohre eingebaut werden sollten, entfernten wir zunächst die zur Taubenabwehr bestehenden Drahtnetze. Danach montierten wir Holzeinsätze mit unterschiedlichen Fluglochgrößen in die Lüftungs-rohre und zum Schluss konnten die Kästen mit dem Balkenwerk verschraubt werden.

Am 17. Oktober 2016 rüsteten wir die Mauerseglerkästen noch mit Nistmulden nach und somit haben wir optimale Brutbedingungen geschaffen.

Es war eine schöne gemeinsame Aktion und jetzt können wir nur noch hoffen, dass die Gebäudebrüter ihre neuen Brutmöglichkeiten bald entdecken und annehmen.


Biotop - Ort des Lebens

Die Sorge um Biotope, bunte Flecken in der Landschaft voller lebendiger Wunder, ist seit 100 Jahren ein ständiges Thema beim Bund Naturschutz. Seit langem kümmert sich die Augsburger Ortsgruppe mit mehreren Generationen von Helfern - zum Glück 'wachsen' stets neue nach! - um Flächen besonderer Qualität vor allem im südlichen Landkreis.

Schon mal was gehört von Cynoglossum officinalis, der Gewöhnlichen Hundszunge, auf der Roten Liste?

Die Pflege ist ein kniffliges Thema. Was mähen wir heuer wann? Alles im Herbst? Oder dieses Jahr diese Fläche gar nicht? Oder doch wenigstens eine Teilmahd schon im Juli? Wann ist der Nutzen am größten? Oder wann ist die Störung durch die Maßnahme am geringsten?

Oder kennen Sie vielleicht Chamaecytisus ratisbonensis, den Regensburger Geißklee, Rote Liste 3?

Ohne unsere zahlreichen Helfer ginge gar nichts, aber brauchen könnten wir trotzdem noch mehr! Es muss mit dem Balkenmäher gemäht werden, mit dem Rechen muss das Mähgut zusammengezogen und zur Abfuhr hergerichtet werden, die dann ein Landwirt besorgt.

Scabiosa canescens, die Graue Skabiose (Rote Liste 2 !) behandeln wir mit besonderer Liebe!

Es geht menschlich und fröhlich zu bei uns - wir arbeiten in der Regel drei Stunden an manchen Samstagen, aber auch manchmal als Rentnerteam unter der Woche.

Die genannten Pflanzen kennen Sie alle nicht? Dann sind Sie ein Fall für uns! Sie sollten sich umgehend als Helfer bei uns melden, damit Sie diese und noch viel mehr kennen lernen!

Günter Bretzel